Wir haben hier gezeigt, inwiefern die Universität Münster mit israelischen Einrichtungen verstrickt ist und sich an der Unterdrückung Palästinas mitschuldig macht.
Auf dieser Seite findet ihr mehr Informationen, warum israelische Universitäten zu boykottieren sind und weiter unten präzisere Informationen zu den israelischen Universitäten, mit denen die Uni Münster Kooperationen im Rahmen von Forschungsprojekten oder Austauschprogrammen hat. Die Quellen sind unten zu finden.
Wir fordern, dass die Universität Münster ihre Kooperation und Forschungsprojekte mit den israelischen Einrichtungen beendet. Hier könnt ihr die Petition unterschreiben.
Warum sollten wir diese Unis boykottieren?
Israelische Universitäten sind keine neutralen Orte der freien Wissenschaft. Sie sind Säulen des israelischen Unterdrückungsregimes. Sie entwickeln Waffensysteme und liefern juristische sowie moralische Legitimation für die Kolonialisierung Palästinas. Forschung und Lehre werden aktiv zur Stabilisierung und Legitimation der israelischen Besatzung und des Genozids in Gaza eingesetzt.
Ein akademischer Boykott ist daher kein Angriff auf Wissenschaft, sondern eine notwendige Form des Widerstands gegen ihre Instrumentalisierung zur Unterdrückung.
Wissenschaft als Waffe des Zionismus
Schon in der Gründungsphase Israels wurde Wissenschaft als zentrales Werkzeug für die Umsetzung zionistischer Ziele verstanden. Der erste Premierminister David Ben-Gurion bezeichnete Forschung als entscheidendes Mittel zur Verwirklichung des Projekts Israel. Diese ideologische Grundlage prägt das israelische Hochschulsystem bis heute: Wissenschaft soll die militärische, wirtschaftliche und demografische Kontrolle über Palästina sichern.

“Science is one of the most powerful weapons for the realization of Zionism.”
Ben-Gurion
Universitäten als Instrumente politischer Strategie
Israelische Hochschulen sind bewusst dort angesiedelt, wo sie politische Ziele fördern. Der Standort einer Universität ist selten zufällig, sondern dient der Konsolidierung jüdischer Vorherrschaft, dem Landraub und der Marginalisierung der palästinensischen Bevölkerung.
So wurde der Jerusalemer Campus genutzt, um die jüdische Kontrolle in der Stadt zu festigen, während der Negev-Campus – eng verknüpft mit militärischer Forschung – Teil der sogenannten „Judaïsierung“ des Südens ist. Dort wird auch an Technologien gearbeitet, die zur Kontrolle und Verdrängung der beduinisch-palästinensischen Bevölkerung beitragen.
Militärische und sicherheitspolitische Verflechtungen
Viele israelische Universitäten kooperieren direkt mit dem Militär und der Rüstungsindustrie. In gemeinsamen Forschungsprojekten, Hackathons und Innovationsprogrammen werden Technologien für Drohnen, Überwachungssysteme und Künstliche Intelligenz entwickelt, die im Gazastreifen und im Westjordanland militärisch eingesetzt werden. Auf den Campus selbst entstehen sicherheitspolitische Thinktanks, die strategische und juristische Grundlagen für militärische Operationen liefern. Theorien, die unverhältnismäßige Gewalt gegen Zivilbevölkerung legitimieren – etwa die sogenannte Dahiya-Doktrin – werden in diesen akademischen Kontexten entwickelt und weitergetragen.
Juristische Absicherung der Gewalt
Auch juristisch spielen israelische Universitäten eine zentrale Rolle. Sie bilden Jurist*innen und Militärpersonal aus, die später im Justizsystem oder in der Armee tätig sind und dort Gewaltakte rechtlich absichern. Damit werden die institutionellen Grundlagen für die Fortsetzung der Besatzung geschaffen. Dies ist besonders relevant, da sich Israel seit seiner Gründung in einem offiziellen Ausnahmezustand befindet – ein Status, der jedes Jahr vom Parlament (der Knesset) einstimmig verlängert wird.
Dadurch wird dem Militär und den Sicherheitsapparaten erlaubt, sich weit über gewöhnliche Grenzen hinweg in politische und zivile Angelegenheiten einzumischen. Die Grenzen zwischen Justiz, Politik und Militär sind dadurch äußerst verschwommen.
Aufrechterhaltung der Besatzung
Ein besonders klares Beispiel ist die Ariel University in der Westbank. Sie wurde gezielt als akademisches Zentrum einer illegalen Siedlung gegründet. Ariel wird heute als Studierendenstadt vermarktet und Studierende werden dort aktiv in die Aufrechterhaltung und den Ausbau der Siedlung eingebunden. Sie bekommen günstige Wohnräume in illegalen Siedlungen und ein Stipendium zur Verfügung gestellt für Ihre Dienste in der Siedlung Ariel. Zudem können sie Credit Points erwerben durch nächtliche Wachdienste und landwirtschaftliche Arbeiten in 28 illegalen Outposts auf palästinensischem Land in der besetzten Westbank.

Unis, die mit der Uni Münster Kooperationen haben
Bar-Ilan Universität
Teil des israelischen Militarismus:
- Die Ingenieursfakultät der Bar-Ilan-Universität hat mit Elbit Systems, Israels größten Waffenhersteller, im Bereich technologischer Innovation durch Hackathons (Veranstaltungen mit Studierenden und Fachleuten aus der Industrie) zusammengearbeitet.
- Die IDF hat bei einem dieser Hackathons direkt in dieser Fakultät mitgewirkt. Die Spezialeinheit Yahalom war beteiligt, so dass Studierende und militärische Spezialkräfte zusammengearbeitet haben.
- Die Universität betreibt ein Programm für Jugendliche, Atidim, gemeinsam mit der IDF. Ziel ist es, Jugendliche aus peripheren Regionen zu fördern und sie auf technologische bzw. sicherheitsrelevante Einheiten der IDF vorzubereiten.
- Die Universität hat Maßnahmen zur Unterstützung von Studierenden, die als Reservist*innen dienen, wie z.B. spezielle Zulassungswege für die Mitglieder der Sicherheitskräfte
- Außerdem findet in der Universität Forschung statt, die Verteidigungstechnologien betrifft und in einem neu gegründeten Forschungszusammenhang „Defense-Tech Research Community“ explizit die Verbindung von akademischer Forschung und Verteidigungsanwendungen fördert.
- Die Bar-Ilan-Universität bietet einen Studiengang für Menschen, die als Sicherheitskräfte oder in der Rüstungsindustrie tätig sind.
- Die Künstliche Intelligenz für unbemannte Kampffahrzeuge wurde in der Bar-Ilan-Universität entwickelt1.
Leugnung palästinensischer Geschichte:
Die Bar-Ilan-Universität hat in den 2020er Jahren auch Ausgrabungen an verschiedenen Orten im besetzten Westjordanland (Khirbet Jib’it, Khirbet Marajim, Khirbet Tibnah) durchgeführt.
Die Abteilung für Israelstudien und Archäologie der Bar-Ilan-Universität spielte eine Rolle bei der Ablehnung der Ansprüche der palästinensischen Dorfbewohner*innen von Susiya auf ihr Land, indem sie den jüdischen Charakter der Stadt hervorhob, während Spuren ihrer muslimischen Vergangenheit absichtlich aus den historischen Aufzeichnungen getilgt wurden.
Eine weitere von der Bar-Ilan-Universität unterstützte Ausgrabung wurde genutzt, um Siedlungen auf palästinensischem Privatland in Khirbet al-Mazra’a zu legitimieren und auszuweiten.
Ben Gurion Negev Universität
Die Ben Gurion Negev Universität wurde strategisch im Naqab (auf arabisch; „Negev“ auf hebräisch: Wüste im Süden Palästinas) gebaut: um regionale Kontrolle, Nähe mit Militärstützpunkten und Judaïsierung des Naqabs.
Entwicklung des israelischen Militarismus:
- Die Ben Gurion Negev Universität hat gemeinsam mit dem IDF und dem israelischen Verteidigungsministerium 2 neue Elite-Studienprogramme („Lightning“ und „Thunder“) gestartet, die gezielt auf zukünftige Rekrut*innen technologischer Einheiten für den militärischen Einsatz abzielen.
- Die Universität hat eine strategische Forschungsvereinbarung mit Rafael Advanced Defense Systems (Rüstungsunternehmen) in den Bereichen Cybersicherheit, Robotik und autonome Systeme abgeschlossen.
- Die IDF verlegt Technologie-, Intelligenz- und Trainingszentren direkt an den Campus der Universität (u. a. „smart campus“ für logistische, Cyber- und Luftwaffen-Technologieeinheiten)
- Der Staat Israel gab der Universität 15 Millionen NIS zur Erweiterung, unter anderem im Zusammenhang mit dem Umzug militärischer Einheiten in den Süden (Naqab). Damit wird die Uni wirtschaftlich in die militärisch-strategische Planung eingebunden.
Vertreibung und Marginalisierung von Beduinen
- Die Beduinen im Naqab leben größtenteils in staatlich nicht anerkannten Dörfern, was ihnen Zugang zu Infrastruktur, Bildung und Wohnraum verwehrt und ständige Abrissdrohungen bedeutet. Staatliche Siedlungs‑ und Entwicklungspläne, einschließlich der Verlagerung von Militärbasen wie an der Ben Gurion Negev Universität, zielen darauf ab, traditionelle Lebensweisen (wie die traditionelle Landnutzung: Weidewirtschaft, Nomadismus oder semi-nomadische Lebensweise) zu zerstören und die Beduinen in geplante Städte umzusiedeln.
- Projekte der Uni fördern genau die Verlagerung militärischer Einrichtungen und die „Judaïsierung“ des Naqab, wodurch Beduinen-Dörfer verdrängt werden.
- Dadurch werden ihre Gemeinschaften stark marginalisiert, enteignet und ihre Selbstbestimmung stark eingeschränkt.
Hebräische Universität Jerusalem
Teil des israelischen Militarismus
- Die Universität hat ihre Campusgebäude den israelischen Streitkräften zur Unterdrückung der umliegenden palästinensischen Gemeinden im besetzten Ostjerusalem zur Verfügung gestellt.
- Auf dem Campus befindet sich eine Militärbasis, die der akademischen Ausbildung israelischer Soldat*innen dient.
- Michael Federmann, Vorsitzender von Elbit Systems und Hauptaktionär, sitzt zugleich im Vorstand des Weizmann Institute und der Hebräischen Universität.
- Carmi Gillon, Ex-Dirigent der Shin Bet (Inlandsgeheimdienst), war von 2007 bis 2013 Vize-Präsident der Hebräischen Universität für externe Beziehungen2.
- Während des Genozids in Gaza lieferte die Universität logistische Ausrüstung an verschiedene Militäreinheiten.
- Studentische Soldat*innen, die an Israels Genozid in Gaza beteiligt sind, dürfen von einem erweiterten Finanzpakets und akademischen Vorteilen profitieren.
Landraub
- Die Hebräische Universität wurde 1918 als strategischer Außenposten der zionistischen Bewegung auf dem Mount Scopus (Ǧabal al-Mašārif) gegründet, um symbolisch politischen Anspruch auf Jerusalem zu erheben.
- Der Campus Mount Scopus wurde teilweise auf illegal besetztem Land in Ostjerusalem errichtet.
- Der Campus Givat Ram sowie der Campus Ein Kerem wurden auf den Ruinen palästinensischer Dörfer erbaut, die 1948 durch zionistische Milizen ethnisch gesäubert wurden.
- Einige Studierendenwohnheime der Universität befinden sich in der illegalen israelischen Siedlung French Hill.
Archäologie
- Das Institut für Archäologie beteiligt sich seit der Besatzung der West Bank und Ost-Jerusalem 1967 an illegalen Ausgrabungen in diesen Gebieten
- Die ersten Ausgrabungen (1971) in dem palästinensischen Dorf Susiya in den South Hebron Hills wurden von dem Archäologen Shmarya Guttmann – ehemaliger Chef einer Geheimdienstabteilung der Haganah sowie späterer Mossad-Agent im Irak- des Instituts für Archäologie der Hebräischen Universität geleitet3.
- 1978 begannen die ersten Ausgrabungen an der von Israel als „Ir David“ bezeichneten archäologischen Stätte in der palästinensischen Nachbarschaft Silwan (besetztes Ost-Jerusalem), unter der Leitung von Professor Yigal Shiloh von der Hebräischen Universität. Seitdem beteiligen sich mehrere Fakultäten der Hebräischen Universität, der Universität Tel Aviv und der Universität Haifa an Ausgrabungen an dieser sowie weiteren Stätten in der Altstadt Jerusalems und umliegenden palästinensischen Nachbarschaften4.
- Zwischen 2017-2019 haben Archäologen der Hebräischen Universität eine Expedition in den Qumran Höhlen (West Bank) geleitet und die Artefakte für ihre eigene Forschung beansprucht5.
- Das Institut kollaboriert mit der jüdischen Siedlerorganisation Elad, deren selbsternannte Mission es ist, die palästinensischen Nachbarschaften in Ost-Jerusalem zu “judaisieren”.
Ausbildungsprogramme für Soldat*innen
- Ziel: Vorbereitung auf eine Karriere im israelischen Nachrichtendienst.
- Programm für Soldat*innen
- Verknüpfung einer akademischen Ausbildung im Fachbereich für Islam- und Nahoststudien mit einer militärischen Ausbildung in der Informationsbeschaffung
- Militärisch-akademisches Eliteprogramm zur Ausbildung militärischer Führungskräfte
- Das Programm kombiniert ein naturwissenschaftliches Studium mit gezielter Ausbildung für die militärisch-technologische Kriegsführung.
- Einsatzfelder von Talpiot-Absolvent*innen: Entwicklung von Hightech-Waffensystemen, Cybertechnologie, Luftabwehr, Nachrichtendienste, Datenanalyse – alle mit direktem Bezug zur Aufrechterhaltung der Besatzung und zur Führung technologisch gestützter Kriegsoperationen
- Absolvent*innen arbeiten in Einheiten wie Unit 8200
Unit 8200 ist die zentrale Überwachungs- und Geheimdiensteinheit der IDF, spezialisiert auf digitale Spionage, Datenanalyse und Cyberkrieg.
In der aktuellen Kriegsführung gegen Gaza liefert 8200 die „Zielbanken“ – also Listen mit Angriffszielen, oft ohne Rücksicht auf zivile Opfer.
Einheit 8200 sammelt die intimsten Daten von Palästinenser*innen – etwa zu Sexualität, medizinische Behandlungen, die Angehörige benötigen, Schulden – um sie gezielt zur Erpressung und Kontrolle einzusetzen, z. B. erpresst die Einheit LGBTQIA-Palästinenser*innen, indem sie mit einem Zwangsouting droht, um sie zur Kollaboration zu bewegen.
Soldaten dieser Einheit werden u. a. an der Hebräischen Universität ausgebildet – oft über spezialisierte Programme wie Talpiot oder Havatzalot.
Tel Aviv Universität
Teil des israelischen Militarismus:
- Die Tel Aviv Universität (TAU) arbeitet mit Elbit Systems an Forschungsprojekten und technologischer Entwicklung, insbesondere im Bereich Verteidigung und Sicherheit, zusammen.
- Die TAU hat auch gemeinsame Projekte mit der israelischen Luftwaffe (IAF) zur Entwicklung von Einsatzkonzepten und militärischen Strategien. 2022 wurde ein gemeinsames Forschungszentrum für Luft- und Weltraummacht mit der IAF gegründet, das Elrom Center. Ziel ist es, zivile wissenschaftliche Erkenntnisse für militärische Strategien, Einsatzkonzepte und Doktrinen nutzbar zu machen.
- Die TAU bietet Programme an, die Jurist*innen für den Dienst beim Military Advocate General vorbereiten. Diese Institution ist für die rechtliche Begleitung militärischer Operationen zuständig und wurde international kritisiert, etwa im Zusammenhang mit der Rechtfertigung militärischer Gewalt.
- Oberst Pnina Sharvit-Baruch, Begründerin der Theorien zur Anpassung des Kriegsrechts an zeitgenössische Konflikte, organisierte die juristische Rechtfertigung der massiven Bombardierung des Gazastreifens während der Operation Cast Lead (2008-2009), woraufhin sie eine Lehrtätigkeit an der juristischen Fakultät der TAU und eine Forschungstätigkeit am INSS antrat.
- Die TAU bietet auch Elite Programme, wo Soldat*innen akademische Beratung vom Nachrichtendienst erhalten, um sich auf ihre Tätigkeit in technischen Einheiten des israelischen Militärs und in den Sicherheitskräften vorzubereiten. Diese Programme bieten Soldat*innen eine gezielte akademische Ausbildung, um sie in die Forschung und Entwicklung für das israelische Militär und die Militärindustrie zu integrieren6. Erez ist ein von diesen Programmen.
- Das Institute for National Security Studies (INSS) ist ein Thinktank mit Sitz an der TAU. Dort wurde die sogenannte Dahiya Doktrin (von dem General Gadi Eizenkot entwickelt) durch Gabi Siboni im akademischen Kontext theorisiert und verbreitet. Die Doktrin beinhaltet den unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt und die systematische Zerstörung ziviler Infrastruktur.
- Im Jahr 2008 hat die TAU 55 technologische Projekte zusammen mit der IDF geführt. Sie erklärt sich „an vorderster Front zur Wahrung der militärischen und technologischen Vorteile Israels“7.
Archäologie
- Die Universität Tel Aviv hat an Vermessungen und Ausgrabungen im gesamten besetzten Westjordanland teilgenommen und diese geleitet, darunter in Shiloh, in den South Hebron Hills, in der von Israel so benannten Bergkette „Judäische Berge” und in der Stadt Al Khalil (Hebron).
- Die Ausgrabungen an der archäologischen Stätte in Tel Rumeida, einem Stadtteil der palästinensischen Stadt Al Khalil, begannen mit der Gründung einer jüdischen Siedlung dort im Jahr 1984. Im selben Jahr leitete Avi Ofer, Professor an der Universität Tel Aviv, die Ausgrabungen an dieser Stätte, die 2014 von der Antiquities Authority und Forschern der Ariel University fortgesetzt wurden.
- 2021: Zusammen mit dem Weizmann Institut und der Israeli Antiquity Authority führte die Tel Aviv University Forschungen zu weiteren Schriftrollen durch, die in Wadi Murabba’at in der Nähe von Qumran im besetzten Westjordanland ausgegraben und beschlagnahmt wurden8.
Zusammenhang mit der Nakba:
Die TAU befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen palästinensischen Dorfes AL-Shaykh Muwannis, das während der Nakba 1948 entvölkert wurde. Das letzte erhaltene Gebäude des Dorfes dient heute als Fakultätsclub der Universität.
Universität Haifa
Landraub und siedlerkoloniale Raumplanung
- Die Universität Haifa wurde gezielt auf dem Land des zerstörten Dorfes al-Khureiba errichtet, um Israels demografisches Projekt in der Region zu fördern.
- Ihre Fachbereiche für Stadtplanung und Geographie liefern wissenschaftliche Grundlagen für sogenannte „Judaization“-Strategien – darunter Enteignung, Verdrängung und strukturelle Diskriminierung palästinensischer Bürger*innen sowie gezielte Investitionen in jüdische Siedlungen in Galiläa.
- Das Zinman Institut für Archäologie leitete Ausgrabungen im Jordantal und bei einer Bergkette in der Nähe von Nablus. Beide Stellen liegen in der besetzten Westbank.
Teil des israelischen Militarismus
- Die Universität Haifa beherbergt drei israelische Militärhochschulen, die zusammen den israelischen akademischen Militärkomplex bilden, der laut Aussage der Universität „das Rückgrat der Eliteausbildungsprogramme der IDF bildet“.
- Am Fachbereich Geostrategie der Universität Haifa wird an der palästinensischen Bevölkerung als “demographisches Problem” geforscht, insbesondere durch den Professor Arnon Soffer, der das Nationale Sicherheitskolleg der Armee führte9.
- Die Universität Haifa hält Kurse in der israelischen Militärbasis Glilot ab, die als Erweiterung der Universität gilt.
- 2011 wurde der General Ami Ayalon, nachdem er die Kriegsmarine und anschließend den Inlandsgeheimdienst Shin Bet geleitet hatte, zum Vorsitzenden des Verwaltungsrats der Universität ernannt10.
- Die Universität Haifa hat Soldat*innen, die den Völkermord in Gaza durchführen, mit Ausrüstung versorgt und einen „Notfallfonds“ eingerichtet, um studentischen Soldat*innen Stipendien zu gewähren.
Zensur und Nakba-Leugnung in der akademischen Praxis
- Die Unviersität Haifa gilt als Beispiel für Zensur, Nakba-Leugnung und die Repression kritischer Forschung an israelischen Hochschulen.
- Sie entzog dem Masterstudenten Teddy Katz seinen Abschluss.
- Anlass war seine Forschung zum Massaker von Tantura (1948) basierend auf Interviews mit Überlebenden und israelischen Soldaten. Die Arbeit wurde auf politischen Druck hin diskreditiert trotz ihrer wissenschaftlichen Qualität. Auch nach der Veröffentlichung des Dokumentarfilms Tantura (2022), der die Verbrechen erneut belegt, verweigerte die Universität jede Aufarbeitung.
Technion
Das Technion, ein israelisches Institut für Technologie in Haifa, gilt als zentrale Institution im israelischen militärisch-industriellen Komplex. Dieses Institut ist das beste Beispiel der Verflechtung der Universität mit der Armee. Technion trägt direkt bei der Aufrechterhaltung der Besatzung und des Genozids an dem palästinensischen Volk bei.
Ermöglichung der Nakba
- Das Technion – wie die Hebräische Universität und das Weizmann Institut – wurde gegründet, um die wissenschaftliche und technologische Entwicklung Israels als jüdischer Staat im historischen Palästina voranzutreiben.
- Das Technion, die Hebräische Universität und das Weizmann Institut beteiligten sich an der Nakba, indem sie das „Science Corps“ der zionistischen Miliz, Haganah beherbergten, das auf allen drei Campus Stützpunkte eröffnete, um militärische Fähigkeiten zu erforschen und weiterzuentwickeln.
Entwicklung des israelischen Militarismus:
- Diese Einrichtung ist stolz darauf, darauf hinzuweisen, dass sie unter ihren Studierenden den höchsten Anteil an Reservist*innen vereint, die sowohl zur akademischen Elite des Technion als auch zur militärischen Elite der israelischen Armee (IDF) gehören11.
- Das Technion arbeitet auch sehr eng mit der IDF und Rüstungsindustrie (Elbit Systems und Rafael) zusammen, insbesondere durch Forschung und Entwicklung in Bereichen wie Robotik, Drohnentechnologie, Überwachungssysteme, Cyber Security und autonome Waffensysteme. Viele seiner Forschungsprojekte werden direkt für militärische Zwecke, zur Verbesserung von Überwachungssystemen und Zielerfassungstechnologien entwickelt:
- Drohnen-Schwärme mit UV-Markierung
- Gesichtserkennung und Bildanalyse
- Autonome UAV-Plattformen für großflächige Überwachung
- Robotik für Tunnel- und Suchoperationen
- Miniaturisierte Satelliten und Sensoren
- In diesem Institut wurden die Forschungsarbeiten entwickelt, die zur Herstellung des berühmten ferngesteuerten Bulldozers D9 führten, einer Maschine, die von der IDF für die Zerstörung palästinensischer Häuser und Gebäude eingesetzt wird. Ebenso wurde hier die Technologie für Aufklärungs- und Kampfdrohnen entwickelt, die für außergerichtliche Tötungen eingesetzt werden12.
Ausbildungsprogramme für Militär und Geheimdienst
- Systems Engineering: Masterprogramm in Systemtechnik für IDF-Offiziere (mit dem Advanced Defense Research Institute). Wird vom israelischen Verteidigungsministerium mitfinanziert.
- Gvishim Programm: BSc- und MSc-Studiengang in Wertstofftechnik für akademisch herausragende IDF-Reservist*innen.
- Seit 2015, infolge eines starken Wachstums der israelischen militärisch-sicherheitstechnischen Exporte, wurde ein neuer Studiengang im Bereich Industrielles Management eingeführt: „Export und Vermarktung von militärischem und sicherheitstechnischem Gerät“
Weizmann Insitute of Science
Ermöglichung der Nakba
- Das Weizmann Institut wurde, wie das Technion gegründet, um die wissenschaftliche und technologische Entwicklung Israels als jüdischer Staat im historischen Palästina voranzutreiben.
- Die Hebräische Universität in Jerusalem, das Technion und das Weizmann Institut beteiligten sich an der Nakba, indem sie das „Science Corps“ der zionistischen Miliz, Haganah, beherbergten, das auf allen drei Campi Stützpunkte eröffnete, um militärische Fähigkeiten zu erforschen und weiterzuentwickeln.
- Lehrkräfte und Studierende beteiligten sich direkt an der Produktion von Waffen und Entwicklung von biologischen Waffen, mit dem Ziel, die Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung zu ermöglichen und den Staat Israel gewaltsam zu etablieren.
Entwicklung des israelischen Militarismus
- Das Science Corps der Haganah wurde später in das Verteidigungsministerium eingegliedert und führte zur Gründung der führenden Waffenhersteller Israels, wie Rafael und Israeli Aerospace Industries – eine Folge der Verflechtung von Wissenschaft und Staat.
- Das israelische Militär setzt die von diesen Unternehmen hergestellten Waffen und Technologien in den besetzten palästinensischen Gebieten ein, um Apartheid durchzusetzen und Kriegsverbrechen zu begehen – und nun auch Völkermord.
Weitere militärische Verstrickung des Weizmann Institute of Science
- Führte über ein Dutzend Sonderleistungen für Soldat*innen ein, die am Genozid in Gaza beteiligt sind, darunter finanzielle, akademische und infrastrukturelle Vorteile.
- Das Institut bietet ein MA-Programm für Soldat*innen an sowie ein Gap-Year-Programm für Abiturient*innen, um sie auf einen „sinnvollen Militärdienst“ vorzubereiten.
- Das Institut arbeitet eng mit Israels führenden Rüstungsfirmen zusammen, darunter Elbit Systems und Israel Aerospace Industries, die Waffen für die Kriegsführung in Gaza liefern.
- Das Weizmann Institut hat gemeinsam mit Elbit ein Programm ins Leben gerufen, um Schüler*innen der Oberstufe in den Fabriken von Elbit im Bereich Elektrooptik auszubilden.
- Michael Federmann, Vorsitzender von Elbit und Hauptaktionär, sitzt zugleich im Vorstand des Weizmann Instituts und der Hebräischen Universität.
Jerusalem Academy of Music and Dance
Die Jerusalem Akademie für Musik und Tanz übt Normalisierung aus:
- Sie wirbt explizit mit „Jewish, Christian and Muslim students“ und hebt hervor, dass „Jewish, Christian and Muslim students learn, create, and perform together“.
- Sie ist eingebettet in das israelische Hochschulsystem. Außerdem macht das Fehlen eines klaren Engagements für palästinensische Rechte (Rückkehr, Ende der Besatzung, Gleichberechtigung) die Akademie für jene problematisch, die darauf bestehen, dass Institutionen, die vom israelischen Staat profitieren, nicht als neutral gelten können. Die Akademie fungiert als Teil des kulturellen, institutionellen, akademischen Rahmens eines Besatzungssystems und trägt so zur Fortsetzung dieses Systems bei, statt es zu hinterfragen.
Unsere Quellen
Quellen
- Sivan, Laborie (2016): Un boycott légitime, Editions La Fabrique ↩︎
- Sivan, 2016: S. 78 ↩︎
- Wind, Maya (2024): Tower of Ivory and Steel. How Universities deny Palestinian Freedom. London/New York S. 25 ↩︎
- Wind, 2024: S. 32f. ↩︎
- Wind, 2024: S. 29 ↩︎
- Wind, 2024: S. 3 ↩︎
- SOAS Palestine Society (2009): Tel Aviv University. A Leading Israeli Military Research Centre. Online unter: https://bdsmovement.net/sites/default/files/SOAS-Palestine-Society-Paper-TAU-Military-Complicity-Feb-2009_0.pdf ↩︎
- Wind, 2024: S. 29f. ↩︎
- Sivan, 2016: 79 ↩︎
- Sivan, 2016: 78 ↩︎
- Sivan, 2016: 77 ↩︎
- Sivan, 2016: 77 ↩︎
