Der akademische Boykott entstand aus der Palestinian Campaign for the Academic and Cultural Boycott (PACBI), die 2004 initiiert wurde. PACBI ist ein Gründungsmitglied des Palästinensischen BDS-Nationakomitees (BNC) und verantwortlich für die Umsetzung dieses Boykotts innerhalb der BDS-Bewegung. Als Teil des Kampfs für die Befreiung Palästinas setzt sie sich für einen Boykott israelischer akademischer und kultureller Institutionen ein.

Warum boykottieren?

Seit Jahrzehnten spielen die israelischen Universitäten eine entscheidende Rolle in der Planung, Umsetzung und Rechtfertigung des israelischen Siedlerkolonialismus. Sie entwickeln Waffensysteme, liefern rechtliche und moralische Legitimation für die Kolonialisierung, massive militärische Angriffe auf die palästinensische Bevölkerung, außergerichtliche Tötungen und andere Menschenrechtsverletzungen.

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Auch strategisch ist akademischer Boykott relevant. Das zeigen verschiedene Einschätzungen hochrangiger israelischer Politiker und Institutionen. Im Jahr 2015, stufte der damalige israelische Präsident, akademischen Boykott als eine „strategische Bedrohung ersten Ranges“ ein. Erst im April letzten Jahres erklärte das israelische Ministerium für Nachrichten- und Geheimdienste, akademischen Boykott zur Gefahr für die „wissenschaftlich-technologische Position Israels in der Welt“. Die Erfolge der weltweiten Bewegung für einen akademischen Boykott Israels, sprechen für sich. In Südafrika, Spanien, Italien, Belgien und vielen weiteren Ländern haben Universitäten die Zusammenarbeit mit israelischen Institutionen beendet, unterbrochen oder eingeschränkt.

Zusammen mit anderen Strategien des Widerstandes, lässt sich wirksame Solidarität mit dem palästinensischen Volk in Münster und anderswo aufbauen. Schließ dich an!

Unser Plan für Münster

Guidelines für den akademischen Boykott

PACBI hat detaillierte Richtlinien erstellt, in denen die Grundsätze des akademischen Boykotts und dessen Umsetzung dargelegt sind. Wenn ihr feststellen möchtet, ob eine Institution, ein Projekt oder eine Veranstaltung boykottierbar ist, solltet ihr die vollständigen Richtlinien lesen.

  • PACBI fordert einen Boykott und setzt sich für die Aufhebung aller Formen der Zusammenarbeit mit israelischen akademischen Einrichtungen ein, einschließlich Veranstaltungen, Aktivitäten, Vereinbarungen oder Projekten mit ihnen.
  • Sie fordert außerdem einen Boykott von Propaganda-Initiativen, die für Israel werben oder dessen Verstöße gegen das Völkerrecht beschönigen.
  • Der akademische Boykott ist ein Boykott der mitschuldigen israelischen akademischen Einrichtungen, nicht von Einzelpersonen. Dieser Boykott sollte so lange fortgesetzt werden, bis die israelischen akademischen Einrichtungen die Rechte des palästinensischen Volkes, wie sie im BDS-Aufruf dargelegt sind, anerkennen und alle Formen der Mitschuld an Israels Verstößen gegen das Völkerrecht beenden. Insbesondere die folgenden Aktivitäten verstoßen gegen den Boykottaufruf von PACBI:
1. Von Israel, mit Israel verbündeten Institutionen oder Israel-Lobbygruppen
organisierte oder geförderte akademische Projekte oder Aktivitäten

Dazu gehört die Einberufung von Sitzungen internationaler Gremien und Vereinigungen sowie akademischer Aktivitäten oder Untersuchungsmissionen in Israel, die von Israel, seinen mitwirkenden Institutionen oder seinen internationalen Lobbygruppen finanziert werden.

2. Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit komplizenhaften israelischen
akademischen Einrichtungen, der israelischen Regierung oder komplizenhaften
Unternehmen

Dazu gehören Kooperations- und gemeinsame Forschungsvereinbarungen/-
projekte zwischen: a) internationalen Universitäten und mitwirkenden israelischen
akademischen Einrichtungen (verlinkung) oder Unternehmen, insbesondere Militärunternehmen; b) internationalen Regierungen (oder Regierungsverbänden wie der EU (verlinkung)) und der israelischen Regierung; c) internationalen Unternehmen und israelischen akademischen Einrichtungen.

3. Internationale akademische Aktivitäten, die von Israel, seinen Lobbygruppen oder Universitäten finanziert werden

4. Reden (einschließlich Debatten) israelischer Staatsbeamt*innen oder Vertreter*innen mitwirkender akademischer Einrichtungen auf internationalen Veranstaltungen

5. Programme, an denen internationale Studierende oder Wissenschaftler*innen beteiligt sind, die sich an einer mitwirkenden israelischen Einrichtung einschreiben

Dazu gehören Austauschprogramme und „Auslandsstudienprogramme“ an israelischen Universitäten, die internationalen Studierenden eine „positive Erfahrung“ mit Israel vermitteln sollen, indem sie die Besatzung und die Verweigerung der Rechte der Palästinenser*innen beschönigen. Dazu gehören auch internationale Studierende, die sich an einer israelischen Einrichtung für Studiengänge mit oder ohne Abschluss einschreiben, sowie internationale Lehrkräfte, die dort lehren oder forschen.

6. Auszeichnungen, die an israelische Staatsbeamt*innen oder mitschuldige israelische Institutionen oder deren Vertreter*innen verliehen werden

7. Normalisierungsprojekte

Im palästinensischen Kontext bezieht sich Normalisierung auf jede Aktivität, die den Eindruck erweckt, dass Israel ein Staat wie jeder andere ist und dass die Palästinenser*innen, die Unterdrückten, und Israel, der Unterdrücker, gleichermaßen für „den Konflikt“ verantwortlich sind. Weit davon entfernt, den ungerechten Status quo in Frage zu stellen, tragen solche Projekte zu dessen Fortbestehen bei, sind intellektuell unehrlich und sollten boykottiert werden. Ein gemeinsames palästinensisch-arabisch-israelisches Projekt ist jedoch nicht boykottierbar, wenn: (a) die israelische Seite des Projekts die umfassenden Rechte der Palästinenser*innen nach internationalem Recht (entsprechend den drei Rechten im BDS-Aufruf) anerkennt und (b) das Projekt/die Aktivität eher ein Projekt des „gemeinsamen Widerstands“ als der Koexistenz ist.

8. Mitgliedschaft israelischer Verbände in internationalen Organisationen

Genauso wie Südafrikas Mitgliedschaft während der Apartheid in weltweiten akademischen und anderen Gremien ausgesetzt wurde, muss auch die Mitgliedschaft Israels ausgesetzt werden.

9. Das Veröffentlichen oder Begutachten von Artikeln für Zeitschriften, die an mit Israel kollaborierenden Universitäten herausgegeben werden

10. Beratung, Bewertung oder Gutachterdienste für israelische Universitäten

Internationale Wissenschaftler*innen, die sich dafür entscheiden, die akademischen Arbeiten von Dozierenden oder Studierenden an israelischen Universitäten auf persönlicher Basis zu begutachten, verstoßen nicht gegen die Boykottrichtlinien, solange ihre Namen von diesen Universitäten in keiner Weise verwendet werden. Die Mitgliedschaft in einem Begutachtungsgremium würde jedoch einen Verstoß gegen den Boykott darstellen.

Sich weiter informieren

Towers of Ivory and Steel, How Israeli Universities Deny Palestinian Freedom
Maya Wind (2024)

Buch über israelische Universitäten als Säulen des israelischen Unterdrückungssystems gegen die Palästinenser*innen

Hier ein Interview mit Maya Wind

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Mehr zum praktischen akademischen Boykott hier

Visualizing Palestine stellt Infomaterial und Mappen zu dem Thema hier

Video zum akademischen Boykott von Lucas Febraro